Bei Erkrankungen der Nieren wird zwischen primär renalen Erkrankungen, die direkt von den Nieren ihren Ausgang nehmen, und den sekundären Formen unterschieden.
Das Spektrum der primären Nierenkrankheiten reicht von den immunologisch entzündlichen Erkrankungen (z.B. Glomerulonephritis) über Infektionen (z.B. Pyelonephritis) bis hin zu angeborenen genetischen Störungen (z.B. Zystennieren). Funktionelle Störungen und Gewebszerstörung können auch durch Toxine und Arzneimittel entstehen. Unabhängig davon führen manche Erkrankungen (Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Autoimmunerkrankungen) sekundär zur Schädigung der Nieren, wobei in solchen Fällen die Behandlung der verursachenden Grunderkrankung im Vordergrund steht.
Ein wesentliches Ziel jeder Therapie ist die Stabilisierung der Nierenfunktion, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern oder zu verlangsamen (Progressionsverzögerung).
Nachdem die Nieren im menschlichen Organismus viele unterschiedliche Aufgaben haben (Entgiftung, Regulation des Flüssigkeits- und Salzhaushalts, Regulation des Blutdrucks, Produktion von Hormonen), ist die Verschlechterung ihrer Funktion oder deren kompletter Ausfall ein komplexes Problem, das meist auch andere Organsysteme bzw. den gesamten Körper betreffen kann und deshalb anspruchsvolle Therapien erfordert.
Typische Probleme sind Bluthochdruck, Blutarmut, Erkrankungen des Knochenstoffwechsels sowie Herz- und Gefäßerkrankungen. Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium sind deshalb häufige Kontrolluntersuchungen und eine umfassende medikamentöse Behandlung nötig.
Bei Ausfall der Nierenfunktion besteht die Möglichkeit für Ersatztherapien in Form von Hämodialyse (Blutwäsche), Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) und Nierentransplantation. Alle Arten von Dialyse, sowie die Vorbereitung vor der Transplantation und die Nachsorge nach erfolgreicher Operation werden von Nephrologinnen und Nephrologen durchgeführt.
aller Dialyseneuzugänge in Österreich stehen direkt oder indirekt mit Bluthochdruck in Zusammenhang.
Quelle: ÖDTR Jahresbericht, 2022
der Weltbevölkerung leidet unter arterieller Hypertonie.
Quelle: Zukunftsbericht der ÖGN, 2018
in Österreich durchgeführte Nierentransplantationen 2021.
Quelle: ÖDTR Jahresbericht, 2022
Vor allem durch den Eiweißstoffwechsel und die Muskulatur fallen täglich sogenannte harnpflichtige Substanzen an, die durch die Nieren eliminiert werden müssen. Darüberhinaus werden auch zahlreiche sonstige Giftstoffe, z.B. Medikamente, auf diese Art und Weise ausgeschieden.
Ist die Nierenfunktion akut oder chronisch eingeschränkt, kann es zu einer Akkumulation dieser Stoffe im Körper kommen, was im Spätstadium als Urämie (Harnvergiftung) bezeichnet wird.
Die Nierenleistung wurde früher als Kreatinin-Clearance und heute zumeist mit Näherungsformeln als glomeruläre Filtrationsrate (GFR) gemessen.
In den kleinen Nierenfunktionseinheiten (Nephronen) werden im ersten Teil, dem Glomerulum, täglich ca. 180 Liter Primärharn produziert.
In den folgenden Abschnitten (Tubuli) wird - neben für den Organismus wichtigen Stoffen wie Elektrolyten und Zucker - der Großteil des gefilterten Wassers zurückgeholt.
Am Ende erfolgt - in Abhängigkeit vom Salz- und Wassergehalt des Körpers - eine exakte Feinregulation der Harnmenge durch in der Niere und dem Gehirn produzierte Hormone.
Beim Nierenversagen ist die Regulation gestört und es kann zu verminderter Harnmenge und einer Überwässerung kommen.
Ähnlich der Steuerung des Wasserhaushalts werden anfangs hohe Konzentrationen von Elektrolyten (z.B. Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid, etc.) gefiltert und anschließend im Tubulusapparat zurückgeholt. Über verschiedene Transporter kann auf diese Art und Weise ein 'Finetuning' der Blutsalze erfolgen und der Körper in einem Gleichgewicht gehalten werden.
Wenn es zu einer Einschränkung der Nierenfunktion kommt, ist auch diese Leistung häufig vermindert und es kommt zu Fehlregulationen. In extremen Fällen können diese sogar lebensbedrohlich sein.
Regelmäßige Kontrolle und Ernährungsberatung sowie eine medikamentöse Behandlung kann deswegen vonnöten sein.
Gemeinsam mit der Lunge reguliert die Niere den Säure-Basen-Haushalt. Die Aufgabe der Niere ist hierbei vor allem die Ausscheidung von Säure (in Form von sauren Wasserstoff-Ionen) und die Wiederaufnahme von Basen.
Häufig kommt es bei eingeschränkter Nierenfunktion zu einer Übersäuerung des Bluts (Azidose), was sich wiederum negativ auf die Muskulatur, Knochen und das Herz-Kreislauf-System auswirken kann.
Als wahres Wunderwerk des Körpers gibt es in der Niere auch noch mehrere Hormonsysteme.
Erythropoietin, welches in speziellen Zellen der Nierenrinde entsteht, reguliert die Produktion von roten Blutkörperchen im Knochenmark. Häufig sind nierenkranke Menschen von einer Blutarmut betroffen.
Renin, welches bei niedrigem Blutdruck oder niedriger Salzkonzentration in der Niere ausgeschüttet wird, führt zu einem Anstieg des Blutdrucks.
Bei gestörter Durchblutung der Niere sieht man deswegen häufig einen Bluthochdruck als Folgeerscheinung.
Und Calcitriol (in der Niere aktiviertes Vitamin D) ist ebenfalls ein Hormon und hat weitreichende Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel. Bei Mangelerscheinungen kommt es deswegen oft zu Knochenveränderungen und in letzter Folge auch Verkalkungen von Gefäßen und anderen Organen.